Nachgefragt bei Prof. Dr. Dr. Stefan Schultze-Mosgau
Welche Auswirkungen hat der demographische Wandel auf die Implantologie?
Der demographische Wandel erfordert neue implantologische Konzepte für ältere Patienten mit Komorbiditäten. Diese werden im Kurs präsentiert.
Bedeutsam ist vor allem der Einfluss von Medikamenten auf die Osseointegration von Implantaten bei älteren Patienten. Erst in jüngster Zeit zeigt die Literatur, dass ein signifikanter Einfluss etwa von Protonenpumpenhemmern auf die knöchernen Einheilvorgänge eines Implantats nachgewiesen werden konnte. Darüber hinaus werden neue, minimalinvasive Implantationstechniken bei Risikopatienten dargestellt, die etwa mit Bisphosphonaten oder Antikörpern behandelt werden. Ein weiteres Thema ist die Möglichkeit der Sofortimplantation bei chronisch infizierten Alveolen nach entsprechender intraoperativer Vorbereitung der Aveole.
Die Anpassung operativer implantologischer Techniken bei älteren Risikopatienten wurde bisher ebenfalls nur unzureichend berücksichtigt. Im Kurs werden die besonderen operativen Anforderungen bei einer Implantat-Therapie dieses Patientenkollektivs dargestellt. Insbesondere werden atraumatische Augmentationsverfahren vorgestellt, die den veränderten Knochenstoffwechsel älterer Risikopatienten unter Medikation berücksichtigen und eine erfolgreiche kaufunktionelle Rehabilitation mit einem implantatgetragenen Zahnersatz gewährleisten.
Thematisieren Sie bestimme Aspekte in Ihrem Kurs, denen oft nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt wird?
Neben minimalinvasiven Augmentationsverfahren bei älteren Risikopatienten spielt insbesondere das Management des Weichgewebes bei dieser Patientengruppe eine herausragende Bedeutung. Wichtig ist hier die Auswahl des Operationsverfahrens und das intraoperative Handling der bedeckenden Weichgewebe zur Schaffung einer keratinisierten Durchtrittsstelle im Bereich der Implantatschulter. Der Einsatz von 3D-Drucktechniken kann im Vorfeld die Planung von Rekonstruktionen und Implantationen perfektionieren, sodass die Operationszeit reduziert und das Operationsergebnis reproduzierbar vorhergesagt werden kann.
Welche Aspekte, die Sie in Ihrem Kurs präsentieren, sind für eine erfolgreiche und moderne Implantatbehandlung und Praxisführung heute entscheidend wichtig oder sogar unerlässlich?
Zur Reduktion von postoperativen Komplikationen und Komorbiditäten ist ein minimalinvasives Vorgehen unter Berücksichtigung einer entsprechenden Schnittführung nach einer vorausgegangenen, exakten Planung sowie einer präoperativen Konzepterstellung für die postoperative Nachsorge und die spätere prothetische Versorgung für den Erfolg einer Implantatbehandlung bei älteren Risikopatienten unerlässlich.
Welche ausgewählten wissenschaftlichen Veröffentlichungen können Sie als Grundlage zu Ihrem Thema empfehlen, um die Kursinhalte mit wissenschaftlicher Aktualität zu hinterlegen?
Ursomanno BL, Cohen RE, Levine MJ, Yerke LM. Effect of Proton Pump Inhibitors on Bone Loss at Dental Implants. Int J Oral Maxillofac Implants. 2020 Jan/Feb;35(1):130-134. doi: 10.11607/jomi.7800.
Papaspyridakos P, Chen YW, Alshawaf B, Kang K, Finkelman M, Chronopoulos V, Weber HP. Digital workflow: In vitro accuracy of 3D printed casts generated from complete-arch digital implant scans. J Prosthet Dent. 2020 Jan 17. pii: S0022-3913(19)30737-1. doi: 10.1016/j.prosdent.2019.10.029.
Crippa R, Aiuto R, Guardincerri M, Peñarrocha Diago M, Angiero F. Effect of Laser Radiation on Infected Sites for the Immediate Placement of Dental Implants. Photobiomodul Photomed Laser Surg. 2019 Sep 19.